kollaborationen

Werner Feiersinger – Martin Feiersinger / Peter Senoner – Klaus Ohad Said Auderer

Entlehnt aus dem französischen collaborateur findet sich der Ausstellungstitel ab dem 19 Jh. in der deutschen Sprache wieder. Demnach ist ein Kollaborateur jemand, der mit dem Gegner zusammenarbeitet. Umgesetzt auf das Ausstellungsvorhaben bezeichnet dieser Terminus – auch in Ableitung des lateinischen labor – die Wahl eines Kooperationspartners zur gemeinsamen Realisierung eines Ausstellungsprojektes.

Großformatige Fotografien modernistischer Architektur in Italien bilden den Ausgangspunkt der Zusammenarbeit von Martin und Werner Feiersinger. Gleichzeitig Referenz- und Assoziationsbild ergänzen die, in der Ausstellung klassisch präsentierten Fotografien eine große Raumarbeit, welche im Spannungsfeld von Skulptur, Gebrauchsgegenstand und Architektur angesiedelt ist. Die Suche nach einer gültigen Form und ihrer Positionierung im Raum folgt dabei Strategien, die sowohl die ”Handschrift” des Bildhauers Werner Feiersingers, wie auch die des Architekten Martin Feiersingers prägen.

Die Kollaboration von Werner und Martin Feiersinger begann über der gemeinsame Auseinandersetzung mit dem ROTEN HAUS, einem kleinen Wohnhaus in Udine, Mitte der 1960er Jahre von Architekt Gino Valle geplant. Eine Auswahl großformatiger Fotografien – das ROTE HAUS, erweitert durch eine Reihe weiterer Bauten in räumlicher und zeitlicher Nähe (Norditalien, +/- 10 Jahre) – werden zum Skript der Diskussion, zu einem gemeinsamen Protokoll der Beobachtung und Analyse besonderer Orte. Die im Oktober 2005 entstandene Dokumentation zeigt demnach keine reine Architekturfotografie. Zu sehen sind Blicke auf Bauten, die, über ihre spezifischen Bedingungen hinaus, einen Bogen spannen zu Themen, welche sowohl für die Arbeit des Bildhauers Werner Feiersingers, wie auch für die, des Architekten Martin Feiersingers relevant sind: geschlossene Körper / aufgebrochene Körper, Dächer / Konstruktionen, Raumzellen / Strukturen, Oberflächen / Texturen, Bezugnahme / Gefüge.  Im Beziehungsgeflecht zu der Recherche des Fotoprojektes stehen auch die raumgreifenden Objekte der Ausstellung. Eine offene – unfertige – Struktur markiert, einer Zeichnung gleich, den Raum. Ein zweites, körperhaftes, hermetisch wirkendes Objekt schwebt auf massiven I-Trägern über dem Boden. Fragestellungen zu Proportion und Maßstäblichkeit der Objekte, ebenso wie zur Farbwahl und Positionierung im Raum verbinden sich auf der Ebene von grundsätzlichen Affinitäten mit den, in der Ausstellung klassisch präsentierten Fotografien.

Der Bildhauer Peter Senoner wählt mit Klaus Ohad Said Auderer einen Kollaborationspartner, dessen Bildsprache der eigenen diametral gegenübersteht. Entsprechen die raumgreifenden Assemblagen Auderers einer Ästhetik des Terrors und des Chaos, ist die Sprache Senoners subtil, formal überhöht und assoziativ. Beide Positionen, repräsentiert durch Skulpturen und Zeichnungen aus der Figurengruppe Monomon Senoners sowie durch politisch geortete Skulpturen Auderers, stehen sich wie Duellanten gegenüber.

Klaus Auderers Arbeit ist politisch geortet. Seine Recherchen führen in die Krisenzentren der Welt. Seine großformatigen, den Raum füllenden Assemblagen verbinden Gefundenes und Rekonstruiertes, auch Gezeichnetes. Formal entsprechen sie einer ”Ästhetik des Terrors”, einer ”Ästhetik des Chaos”. Anders Senoners lebensgroße Skulpturen: Aus Holz gebildhauert oder Aluminium und Bronze gegossen, erinnern sie an entrückte Wesen. Stilisierte androgyne Figuren versehen mit Attributen, meist mit dem Körper verschmolzene Headsets, Hauben und Helme, geben bildliche Modelle zu Fragestellungen wie Biotechnik, Wege und Grenzen von Kommuinikationstechnologien und Globalkultur und stehen im Mittelpunkt der künstlerischen Intention Senoners. Einmal vollendet, verlassen sie das intime Umfeld des Ateliers, ebenso wie eine, auf eine ”reine” skulpturale Wahrnehmung abzielende Wirkung. Ausgesetzt in der Wirklichkeit des öffentlichen Raumes treten Senoners ”Allgemeinbildnisse” in Aktion mit Wirkungszusammenhängen des Öffentlichen, des Ortes und des Betrachters. Die in der Ausstellung gezeigte Skulptur Monomon tritt somit ins Gespräch, einerseits mit einer großformatigen Zeichnung und einem Trickfilm Senoners, andererseits mit den installativen Skulpturen Auderers. Wie Duellanten stehen die formal unterschiedlichen Positionen einander gegenüber. Auf den ersten Blick ohne Gemeinsamkeiten – die Sprache Senoners assoziativ und subtil, jene Auderers direkter und vordergründig – sind doch die Ausgangspunkte und Perspektiven der Künstler ähnliche: die Verwendung gegenständlicher Darstellung, die Erweiterung der Wahrnehmung durch Brüche und Verschmelzungen von Figurationen, ein gemeinsames Interesse an Medien, die Lust am Exotischen und das in den Bildwerken vorhandene Aggressionspotential.

KOLLABORATIONEN

19.11. – 23.12.2005

Kunstpavillon der Tiroler Künstler*schaft

Kuratiert von Barbara Danzl